Kreislaufwirtschaft und regionaler Wirtschaftskreislauf – Rezepte für die Zukunft?

Gerade in herausfordernden Zeiten sind innovative Ansätze gefordert. Daher hat die Volkswirtschaft Berner Oberland «Kreislaufwirtschaft» zum Thema des jährlichen Wirtschaftstreffens erklärt. Die Referenten zeigten aus unterschiedlichen Blickwinkeln, wie durch Wiederverwertung von Materialien, regionale Zusammenarbeit und nachhaltige Innovation die Wertschöpfung gesteigert und gleichzeitig ein Beitrag zu den Klimazielen geleistet werden kann. Wirtschaftsdirektor Christoph Ammann fand am Anlass, welcher als Videokonferenz durchgeführt wurde, zudem deutliche Worte zur aktuellen Situation mitten in der zweiten Welle der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Auswirkungen.


Regierungsrat Christoph Ammann zeigte einleitend zum Wirtschaftstreffen der Volkswirtschaft Berner Oberland vom 5. November 2020 die ernste Situation aufgrund der aktuellen Corona-Ansteckungszahlen auf. Der gesamte Bernische Regierungsrat ist besorgt über die aktuelle Entwicklung. Es ist absehbar, dass noch härtere Massnahmen zur Eindämmung getroffen werden müssen. Allenfalls wird es einen erneuten Lockdown brauchen. Bereits jetzt ist die gesamte Berner Wirtschaft enorm unter Druck. Er befürchtet, dass verschiedene KMU nur noch wenige Wochen ohne Finanzspritzen überleben können. Der Wirtschaftsdirektor ist froh, hat der Bundesrat wirtschaftspolitische Massnahmen wie die Härtefallregelung in die Wege geleitet. Die Umsetzung der Kantone wird aber Zeit in Anspruch nehmen, und deshalb wird es kaum vor Ende Jahr zu Auszahlungen kommen.

"Kreislaufwirtschaft ist mehr als Glas zu sammeln und PET zu rezyklieren", so Regierungsrat Christoph Ammann zum Kernthema des Wirtschaftstreffens. Damit Rohstoffe möglichst lange genutzt werden können, müsse der Kanton Rahmenbedingungen verbessern, Innovation fördern sowie vernetzen und ausbilden, so der Wirtschaftsdirektor. Die Schweiz mit ihrer Wirtschaft müsse eine Vorreiterrolle einnehmen mit innovativen Lösungsansätzen, forderte auch Prof. Dr. Reto Knutti von der ETH Zürich. Der Umweltsystemwissenschafter machte den rund 80 Teilnehmern per Bildschirm eindrücklich bewusst, dass die Klimaveränderung Realität ist und nur mit raschem Handeln und gemeinsamer, aber differenzierter Verantwortung abgebremst werden könne. Die Pandemie dränge die Diskussion ums Klima momentan in den Hintergrund, doch gerade Krisen böten oft Chancen für Innovation. Mit einem Zitat von Daniel Kahnemann forderte er die KMU auf, gemeinsam gute Geschichten zu schreiben und die Vorteile der Kreislaufwirtschaft für eine gute wirtschaftliche Entwicklung zu nutzen. Das Klimaproblem zu lösen, sei auch für die Wirtschaft langfristig besser meinte Knutti. Er zeigte auf, dass die verzögerte Auswirkung von Veränderungen im Verhalten von Wirtschaft und Gesellschaft sowohl in der aktuellen Pandemie-Situation wie auch bei den Klima-Massnahmen beobachtet werde könne.

Kreislauf in Oberländer KMU

Die Bühlmann Holding AG, ein Unternehmen, welches traditionell im Kreislaufwirtschaft-Modell tätig ist, führt an verschiedenen Standorten Recycling- und Verwertungsbetriebe. Daniel Studer, Mitglied der Geschäftsleitung, vermittelte Kreislaufwirtschaft ganz konkret und schilderte, wie das Familienunternehmen beispielsweise aus einem alten Elektromotor 97 Prozent der Rohstoffe zurückgewinnen und verkaufen kann. Um solche Kreisläufe in der Schweiz halten zu können, gelte es, die Politik im Boot zu haben, damit Regulationen nicht erfolgreiches Wirtschaften verunmöglichten. Auch die BEKB und die Noventus Pensionskassen – zusammen mit AIS Computer Sponsoren des Anlasses – gaben einen Einblick, wie sie nachhaltige Wertschöpfung verstehen. Anlageentscheide beispielsweise könnten eine grosse Hebelwirkung haben, so Daniel Lüthi der BEKB. Christoph Eck zeigt das Kreislaufmodell der Pensionskasse auf. Mit dem Angebot, dass via Regionalbanken ein Teil der Gelder der 2. Säule wieder an KMU in der Region als Kredite vergeben werden, kann ein Beitrag zur regionalen Wirtschaftsentwicklung geleistet werden.

Nach der Fragerunde gab Susanne Huber, Geschäftsführerin der Volkswirtschaft Berner Oberland, einen Überblick über die Tätigkeit der Organisation. Auch wenn Klimaveränderung und Covid-19 zwei schwere Themen waren, fanden Jürg Grossen, Präsident und Nationalrat, und Reto Knutti passende Worte zum Abschluss: Es gäbe so viele gute Beispiele, so Jürg Grossen, welche andere anspornen und motivieren können und die die Volkswirtschaft Berner Oberland daher vermehrt zeigen möchte. Reto Knutti gab den KMU auf den Weg, dass man oft erst durch Krisen merke, zu wie viel mehr man fähig sei. Es gelte also Querdenken zu nutzen.

Weitere Auskünfte

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Medienmitteilung Wirtschaftstreffen Berner Oberland 2020

Aufzeichnung der Videokonferenz Wirtschaftstreffen Berner Oberland 2020